Die Weisheit des Unterbewusstseins nutzen

Wir alle wissen oder ahnen, dass tief in uns viele Kräfte und eine Menge Wissen schlummern, die Einiges bewirken können – im positiven wie im negativen Sinne. Unser Leben wird von einer Dynamik gesteuert wird, die in unserem Inneren verankert ist und uns nur selten oder gar nicht bewusst wird. Sie scheint unserem Zugriff völlig entzogen zu sein. Von Experten wird diese Kraftzentrale in uns das Unterbewusstsein oder das Unbewusste genannt.

Was ist eigentlich das Unterbewusstsein?

Die Konzepte des Unterbewusstseins sind sehr unterschiedlich. Für den bahnbrechenden Theoretiker und Begründer der Tiefenpsychologie Siegmund Freud war das Unterbewusstsein hauptsächlich der Sitz der Triebe und bedrohlicher verdrängter Inhalte, die ganz allmählich und vorsichtig bewusst gemacht werden müssen. Das erweist sich erfahrungsgemäß oft als langwierig und schwierig. Für den genialen amerikanischen Hypnotherapeuten Milton Erickson (gest. 1980) war das Unterbewusstsein dagegen der weisere Teil des menschlichen Geistes. Er sah es im Unterschied zu Freud als Verbündeten und Freund und nicht als gefährlich/bedrohlich an. In seinen Therapien pflegte Erickson das Modell der triadischen (Dreiecks-) Kommunikation, d.h. er als Therapeut hat mit dem Wachbewusstsein und dem Unterbewusstsein des Patienten kommuniziert. Sie saßen zu dritt „am Tisch“.

Das Unterbewusstsein und seine Weisheit

Was macht nun die Weisheit des Unterbewusstseins aus? Es ist deshalb weise, weil es nichts vergisst, alles speichert und erinnert und gleichzeitig sehr kreativ ist – kurz gesagt: unendlich viel weiß. Auf diese Weise hat es massenhaft Ideen und Möglichkeiten zur Verfügung – eine ganze Menge mehr als das Wachbewusstsein. Das Unterbewusstsein ist der Teil von uns, der Vieles gelernt hat, an das wir uns bewusst nicht erinnern müssen, d.h. es nimmt uns viel ab. Beispiele sind neben körperlchen Vorgängen wie Atmen, Herzschlag etc. komplexe Bewegungsabläufe wie das Laufen lernen als Kind oder später das Betreten eines Raumes: wenn ich auf eine geschlossene Tür zugehe und die Klinke drücke, um sie zu öffnen, sind dafür sehr komplexe Bewegungsabläufe erforderlich. Dieses erlernte Bewegungsmuster läuft fast vollständig automatisch ab. Ich muss nicht darüber nachdenken. Das ist die praktische Wirkung des Unbewussten und zeigt, wie unglaublich wichtig es für das Lernen ist. Das ist zunächst einmal positiv. Sicherlich gibt es auch Vieles, was automatisch geschieht und gar nicht als positiv empfunden wird, wie z.B. negatives Denken, zerstörerische Verhaltensweisen etc. Auch diese Vorgänge haben wir irgendwann einmal erlernt. Um sie ändern zu können, ist es gut zu wissen, wie das Unterbewusstsein arbeitet.

Die Funktionsweise des Unterbewusstseins

Das Unterbewusstsein nimmt alles auf, was Sie erleben. Es funktioniert wie ein gigantischer Computer-Chip, der nicht wertet und beurteilt, einfach aufnimmt und erinnert, was da kommt, was ihm angeboten wird. Füttere ich mein Gehirn mit Befürchtungen oder eher mit Gedanken des Vertrauens und der Kraft, dass ich eine schwierige Situation schon irgendwie bewältigen werde? Das Unterbewusstsein ist wie ein gutmütiger Riese, der genau das tut, was sein „Herr“ will – wenn so mit ihm kommuniziert wird, dass es die verfolgte Absicht auch verstehen kann. Die erste wichtige Regel ist dabei: formulieren Sie positiv, nicht in Verneinungen, z.B. „ich erhole mich gut“ statt „ich bin nicht erschöpft“. Denn es ist ein Ergebnis der Erforschung des menschlichen Geistes, dass eine Negation (Verneinung) vom Gehirn getilgt, also nicht wahrgenommen wird.

Möglichkeiten, eine gute Beziehung zum Unterbewusstsein aufzubauen

Wir tun oft so, als ob es das Unterbewusstsein gar nicht gibt, und denken, wir müssten alle Probleme mit dem bewussten Denken lösen und bearbeiten, statt es um Hilfe zu rufen. Wie können wir das machen? Hier einige Tipps:
1. Sich fragen: Wo sitzt das Unterbewusstsein in meinem Körper, wie stelle ich es mir vor? Z.B. als weise Frau, als tiefen See oder ein Symbol? Man kann sich dieses Bild dann vorstellen, wenn man mit dem Unterbewusstsein in Kontakt treten will, um es dann um Rat in einer schwierigen Situation fragen. Ein guter Zeitpunkt dafür ist direkt vor dem Einschlafen. Oft kommmt dann später am nächsten Tag eine Antwort ins Bewusstsein.
2. Vertrauen aufbauen: Sagen Sie sich z.B.: „Ich wache morgen um 7.00 Uhr auf“ oder auch „ich erinnere mich an meine Träume“ – direkt vor dem Einschlafen. „Tun Sie so“ als ob Sie fest daran glauben und lassen Sie sich von der Wirkung überraschen. Wenn es einmal nicht klappt, ist das keine Zeichen, dass es nicht funktioniert, sondern dass das Vertrauen in der „Aufbauphase“ ist. Wer unbeirrt mit der Übungspraxis fortfährt, bis sich die Erfolge einstellen, erlebt, dass auf den inneren Riesen Verlass ist.
3. Sich regelmäßig Fragen stellen, die positive Antworten herausfordern: Es ist zunächst eine Frage der Selbstdisziplin – und beileibe nicht immer einfach -, sich konsequent mit angenehmen und konstruktiven Dingen zu beschäftigen, statt endlos die Sorgenlitanei zu wiederholen, die dann wieder in das Unterbewusstsein zurück wirkt. Beispiel: Wofür bin ich dankbar? Worüber bin ich glücktlich? Die Antwort auf diese Fragen kommt aus dem inneren Speicher, dem Unterbewusstsein. Dort sind all die kraftgebenden Momente und Ressourcen des Lebens aufbewahrt. Das geht übrigens zu jeder Tageszeit (beispielsweise auf dem Weg zur Arbeit) sehr gut, und dafür muss man nicht einmal tief entspannt sein.

Es ist gar nicht erforderlich, immer positiv zu denken. Das wäre sicherlich auch nicht besonders realitätsnah. Experten sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es ausreichend ist, wenn die Gedanken „überwiegend“ positiv sind, so dass man generell von einer positiven Geisteshaltung sprechen kann. Ein Mensch der das tut, wird sich und sein Leben in der Regel als positiv und erfreulich wahrnehmen, wer eine überwiegend negative Geisteshaltung hat bzw. pflegt, wird sich entsprechend fühlen, verhalten und vermutlich das Leben eher schwierig finden.

Die oben genannten Beispiele, mit dem Unterbewusstsein in Kontakt zu treten, sind nur drei von vielen weiteren Möglichkeiten. In meinen Seminaren und Coachings spielt das Thema Unterbewusstsein eine wichtige Rolle. Seminare, die sich speziell und schwerpunktmäßig mit dem Aufbau von Vertrauen und dem Erlernen der Kommunikation mit dem Unterbewusstsein beschäftigen, sind „Alphatraining“ und „Psychokybernetik und Selbstbild“.

Copyright 2010 Alex Bannes